Rekrutenschule 57-2-08
Es ist der 30. Juni 2008 die Turnhalle der Kaserne Sand in Schönbühl füllt sich immer mehr mit neuen Rekruten. Heute ist der erste Tag der Sommer RS. Jeder bei seinem Zug übt schon mal die Körperhaltungen. Danach wird der ganze Tag schon fleissig das Verhalten in der Armee besprochen und geübt. Die nächsten drei Wochen sind dann Grundausbildung man übt mehrheitlich Sanitätdienst, ICS-Anzug, Sammlungen, An- und Abmeldungen, Gradkennung und macht auch Sport, geht Schiessen, absolviert Märsche. Zwischendurch hat man auch Theorien über die Armee und muss einiges auswendig lernen. Nach jeder Woche gibt es eine Inspektion, in der der Kompaniekommandant überprüft, ob die Rekruten das Gelernte auch können. Falls dies nicht der Fall ist, müssen die betroffenen Rekruten am Samstagmorgen Nacharbeit leisten.
In der vierten Woche bekommen wir dann endlich die Hunde. An einem Morgen stehen meine Kameraden und ich in einem Glied vor dem Hundestall. Jeder nach dem andern wird aufgerufen. Dann geht diese Person mit, unterschreibt den Kaufvertrag und bekommt den zugewiesenen Hund. Ich komme als letzte an die Reihe, gehe hinein, unterschreibe das Papier und bekomme meinen Hund, ein Malinois Rüde. Er hat grosse Freude, dass er aus dem Stall raus darf. Mein Hund hört auf den Namen Bad Boy (böser Junge) aber ist ein ganz verschmuster und lieber. Als erstes gibt es von uns beiden ein Foto, danach gehen wir ausgiebig spazieren, um uns ein bisschen kennen zu lernen.
Die nächsten Wochen trainieren wir viel, damit mit Hund und Hundeführer ein gutes Team entsteht. Es sind fünf Katastrophenhunde und elf Schutzhunde.
Mit den Hunden ändert sich auch unser Tagesablauf ein bisschen. Um 5.30 Uhr ist Tagwache, anschliessend gibt es Morgenessen und danach ist das Antrittsverlesen. Wenn dies beendet ist, geht der Hundeführer Zug direkt zu den Hundestallungen mit den Hunden spazieren. Dann kommt es auf den Tagesplan an. Entweder gehen wir auf den Übungsplatz bei der Kaserne, trainieren, oder wir laden die Hunde in unseren Sprinter und fahren nach Wangen a. A. ins Übungsdorf (nur Kata-Hundeführer). Es kommt auch oft vor, dass wir die Hunde wieder in den Stall tun und eine andere Ausbildung haben wie Nahkampf, Schiessen, Waffenmanipulationen, Theorie vom Hund, Sicherungsausbildung mit der Splitterschutzweste, Personen und Fahrzeugdurchsuchung, Funkausbildung, etc ...
Wenn wir auf dem Kasernengelände sind, gibt es 12.15 Uhr Mittagessen, ansonsten haben wir einen Lunch dabei. Nach der Mittagspause 13.30 geht es dann weiter mit der Ausbildung bis zum Nachtessen ca. 18.00 Uhr. Danach ist es unterschiedlich was noch zu tun ist. Auffrischung der Grundausbildung, evt. Theorie, weitere Ausbildung und danach das letzte mal mit unseren Hunden spazieren. Wieder in der Kaserne bekommen wir ca. 3 Minuten um die Turnschuhe und Mannsputzzeug zu holen. Nach Befehl und Zeitangabe des Zugführers werden dann die Kampfstiefel geputzt. Falls alle zur rechten Zeit fertig sind (und natürlich muss alles auch sauber sein), dürfen wir uns duschen und schlafen gehen , falls nicht, werden zuerst noch Liegestützen gemacht. Meistens ist um 23.00 Uhr Nachtruhe und wir müssen schlafen, sonst darf man noch eine Runde joggen gehen.
Meistens am Mittwoch gehen wir ins Übungsdorf mit unserem Fachlehrer Hüsi. Dies ist ein nachgestelltes Dorf, das aus Trümmern besteht ,wie zum Beispiel nach einem Erdbeben. Zu Beginn des Trainings machen wir das Anzeigeloch, danach begeben wir uns auf die Trümmer. Hüsi sucht gute Verstecke und versteckt ca. zwei Personen von uns in den Trümmern. Dann kommt jeder der Reihe nach mit seinem Hund und sucht die Trümmer ab. Bad Boy hat sichtlich Spass an dieser Arbeit und lernt sehr schnell. Nach einem solchen Tag sind die Hunde am Abend müde und schlafen sehr gut.
In der Mitte der RS organisierten wir einen Besuchstag für die Angehörigen, Freunde und für alle, die dies interessiert . An diesem Tag können wir Rekruten zeigen, was wir schon alles gelernt haben. Leider regnet es an diesem Tag in Strömen, doch haben wir trotzdem viele Zuschauer. Wir Kata-Hundeführer zeigen eine Einsatzübung, so wie es bei einem Einsatz dann sein sollte. Danach zeige ich noch das Detachieren mit Bad Boy, doch sein Interesse gilt den vielen Leuten und die Hunde. Mit viel Geduld schaffen wir es dann trotzdem noch.
Die letzten drei Wochen haben wir eine Verlegung. Alle Rekruten packen ihre Sachen und begeben sich nach Boltigen ins Berner Oberland. Dort ziehen wir in eine kleine Kaserne ein. In diesen drei Wochen machen wir viele reale Übungen, um das richtige Verhalten bei einem Einsatz zu trainieren. Bei einer mehrtägigen Übung können wir sogar Helikopter fliegen mit den Hunden.
Die letzte Woche der Rekrutenschule muss Bad Boy zu Hause bleiben, weil keine Zeit bleibt. In dieser Woche wird alles Material geputzt und zurückgegeben. Dann am Freitagmorgen den 31. Oktober dürfen wir mit unserem Gepäck wieder nach Hause ins zivile Leben zurückkehren.
Nach der RS hat sich Bad Boy sehr schnell an sein neues zu Hause gewöhnt und gemerkt, dass es im Haus sehr viel schöner ist als draussen im Zwinger. Er versteht sich sehr gut mit allen Menschen und Tieren was mich erstaunte, er war es sich ja nicht gewöhnt. Also entspricht er überhaupt nicht seinem Namen. =)
Im Frühling beginnen wir das Training im Redog und hoffen, dass Bad Boy bald ein einsatzfähiger Katastrophenhund wird.
Ich möchte mich zum Schluss noch bei meinen Kameraden für diese schöne Zeit die wir hatten bedanken, sie wird mir immer in Erinnerung bleiben.
Nicole im November 2008